Und da wären wir wieder beim altbekannten, meist gehassten
Thema meinerseits. Der Desozialisierung durch das Internet.
Es ist ein Uhr morgens, ich liege mit Migräne im Bett und
stecke gerade in einer sehr stressigen Prüfungsphase. Und natürlich ist es mal
wieder der Fall, dass man mich, im Wissen darüber, dass ich gleich schlafe, auf
ein Problem mit meiner Person aufmerksam machen möchte und es mit einem „Naja
egal“ abtut.
Ein Mensch,mit mindestens einer normal hohen emotionalen
Intelligenz weiss wohl, dass ein „Naja egal“, genauso wie ein „Aha“ oder ein
„Nett“ alles aber nicht den Wortwert hat, den es eigentlich aussagen sollte.
Leider bin ich aber auch so dumm und gehe auf sowas manchmal noch ein. Weil es
mich schlicht und ergreifend wahnsinnig macht.
Bei einem „naja egal“ nach einem
achtzigmillionfach mehrdeutigen Satz, und wenn man nicht einmal auf meine Antwort
eingeht, kommt es vor, dass ich gerne mein ganzes Umfeld groß und klein
schlagen möchte, meine Laune gleicht, nach einer dieser Antworten, einem
Raketenabsturz mit fulminanter (haha) Explosion.
Es macht mich einfach fuchsteufelswild, dass heutzutage so
gut wie jeder Mensch zu feige ist, etwas auszusprechen oder anzusprechen.
Wenn ich vom Informationsgehalt und den SINNVOLLEN
Möglichkeiten des Internets hinweg sehe, hasse ich es mehr als alles andere auf
dieser Welt. Ich bin immer wieder erschüttert, wenn ich sehe, was es mit den
Menschen gemacht hat. Aber ich schweife ab, dazu mal einen anderen Beitrag.
Ist es nicht mehr möglich, Menschen auf etwas persönlich
anzusprechen? In der Vergangenheit hat man es noch übers Telefon geregelt, wenn
es einem schon zu unangenehm war, den Menschen in die Augen zu sehen. Das war
schon nicht das rohe vom Ei.
Aber heute? Wenn ich überlege, wie viele Anrufe
ich in der Woche erhalte, kann ich sie meist an einer Hand abzählen. Da dürfte
man ja schon glücklich sein und sollte dem Anrufenden die Füße küssen, wenn er
sich ein Herz gefasst hat, und ein Problem verbal und somit immerhin hörbar
anspricht. Vielleicht wäre es nichtmal übertrieben ein ganzes Cheerleading Team
zu organisieren und ihm zuzuschicken, um ihn dabei noch anzufeuern.
Tja aber heutzutage hat man scheinbar nocht nicht mal mehr
den Mumm anzurufen. Die Menschheit verweichlicht und kriegt es gar nicht mehr
auf die Reihe ein gesundes, normales, soziales Leben zu führen.
Ich finde es ja schon furchtbar, dass so viele Kerle durch
diesen Quatsch schon so ängstlich geworden sind, dass man beim feiern kaum
angesprochen wird, sondern am nächsten
Tag, nach wahrscheinlich stundenlangem stalking, eine Facebook Mail erhält.
Mittlerweile macht es mir wirklich schon Angst, wie wenig
die Menschen bereit sind noch zu besprechen. Vor allem wenn ich mal an meinen
Nachwuchs denke, wenn man bis dahin überhaupt noch bereit ist, Sex nicht via
Internet zu praktizieren.
Auch ein schönes Fallbeispiel:
Du verabschiedest dich, gehst aus der Tür, hast mit der
Person vielleicht sogar einen ganzen Tag verbracht und keine fünf Minuten
später bekommst du bei Whatsapp eine Nachricht von eben dieser Person, dass sie
etwas unangenehmes mit dir klären will. (Natürlich im Chat)
WTF?!
Also entweder ich bin seltsam oder ich passe einfach in
diese Generation nicht mehr rein.
Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wann ich das letzte
mal mit einer Auseinandersetzung oder einem Problem oder ähnlichem persönlich,
von Angesicht zu Angesicht, konfrontiert wurde. Ebenfalls erinnere ich mich
nicht daran, wann mal der andere ein Gespräch oder einen Kaffee, um das Problem
zu klären, vorgeschlagen hat, und nicht ich.
Warum stehen so viele darauf, stundenlang Probleme über
whatsapp zu diskutieren, was man in 5 Minuten erledigt haben könnte und vor allem
mit sehr viel weniger Missverständnissen?!
Ich finde es mehr als traurig, dass ich mich nicht mehr
daran erinnere, wann mir das letzte mal jemand persönlich, und nicht zu über
das Internet, seine Liebe gestanden hat. Ich glaube noch nie wenn ich ehrlich
bin – APPLAUS für meine Exfreunde an dieser Stelle, und diese die (eventuell vielleicht
sogar aus diesem Grund) niemals die Chance hatten, ein Exfreund meinerseits zu
werden.
Ist es so schwer für die Menschen geworden, jemandem in die
Augen zu blicken und seine Meinung zu vertreten? Auch mir fällt das schwer,
aber ich verliere einfach den Respekt vor einer Person und den Glaube an die Menschlichkeit, wenn ich die teilweise wichtigsten Dinge in meinem Leben mit
den wichtigsten Menschen still schweigend über eine 3cm große Tastatur klären
muss.
Wahrscheinlich reagiere ich auch oft genau aus diesen
Gründen sehr krass auf dieser Art „Unterhaltung“. Es ist nicht selten passiert,
dass ich Freundschaften aus diesen Gründen gekündigt habe, und ich habe es bis
heute nicht bereut. Menschen, die nicht die Größe haben, sich mir gegenüber zu
stellen und (wie erwachsene Menschen kann man ja leider nicht mehr in der
Beziehung sagen) mit mir über ihre Problematik etc. zu reden, gehören nicht zu
den Menschen, denen ich den nötigen Respekt zuweisen kann, und Menschen die ich
nicht respektieren kann, mit denen kann ich auch keine Freundschaft führen.
Ich hasse das Internet und das was es aus den meisten
gemacht hat, auch aus mir, denn ich bin ein wirklich teilweise sehr garstiger
Mensch geworden.
PS.: Ist eigentlich irgendwem von diesen egoistischen
Angsthasen mal in den Sinn gekommen, wie furchtbar es ist, wenn man krank im
Bett, glücklich am Strand, eine Minute vor einem wichtigen Bewerbungsgespräch, besoffen
in der Disco oder whatever wo, eine Nachricht bekommt, man an nichts schlimmes
denkt, oder sie sogar erst stundenspäter öffnet und ZACK ein Drama auf dem
Radar hat?
Manchmal will man einfach nicht diesen Dramen ausgesetzt sein,
oder kann sie dann einfach ausblenden, deswegen hat man sich früher noch
verabredet oder wenigstens telefonisch verabredet, um etwas zu klären, heute ist man dem
Unmut und der Respektlosigkeit anderer Menschen vollkommen ausgeliefert, die
darüber kurzerhand bestimmen, wann sie einem die Stimmung verderben. Natürlich
kann man sein Handy auch einfach ignorieren oder ausmachen oder kein Smartphone
besitzen, aber nicht jeder kann sich diesen Luxus leisten. In meinem Falle ist
dies ein Luxus, traurig aber wahr.
PPS.: Ich empfehle den Drama Queens die Stress und Streit
nur provozieren wollen, weil sie permanent unzufrieden sind, einen Blog – da
können sich die Leser wenigstens aussuchen, ob sie das Drama lesen wollen oder
nicht, dann erspart ihr den Menschen, die dafür nämlich keine Zeit haben, den
ganzen Mist. Und wie ihr seht, gibt es ja Menschen, die Texte, in denen man
sich auf hohem Niveau den Frust von der Seele schreibt, lesen.
PPPS.: Ich bin auf dem Bild oben übrigens nicht stoned, ich sehe schonmal so aus, wenn ich auf Durchzug stelle.